Donnerstag, 26. Juli 2012

Olympia

Morgen beginnen die olympischen Sommerspiele in London - ein Sportereignis der Extraklasse. Und wahrscheinlich werde ich - mit einem Handnähprojekt bewaffnet - auch diesmal wieder mehrere Stunden vor dem Fernsehgerät verbringen.

Im Patchwork & Quiltjournal Nr. 76 hat Gunther Maier über die olympischen Spiele und welche Möglichkeiten sie für Quilter bieten geschrieben. Und da seine Tipps noch nichts an Aktualität verloren haben, gibt es hier nochmals diesen Artikel. Viel Vergnügen beim Lesen.

War das ein sportlicher Sommer heuer. Der hat uns einiges an Leistungskraft und Ausdauer abverlangt, einige von uns, darunter auch ich, haben sich hart an die Grenzen ihrer Möglichkeiten heran gewagt. Zuerst waren da die zwei Wochen der Fußball-Europameisterschaft, die die Kondition beansprucht haben. Dann fast direkt anschließend die Tour de France und nun auch noch Olympia. Das sind schon gewaltige Herausforderungen für Athleten und Material. Nicht jedes Fernsehgerät hält diese Belastung durch.

Dabei sind die olympischen Spiele schon eine ganz besondere Sache. Ich schätze vorallem die Vielfalt, die bei diesen Übertragungen zutage tritt. Wann sieht man denn sonst noch jemanden aus Kiribati oder aus Nauru? Auch Tonganesen, wenn die Einwohner von Tonga so heißen, begegnen uns nicht alle Tage. Und erst die Vielfalt an Bewerben. Was da alles dabei ist, lässt den ausdauernden Fernsehkonsumenten staunen: Trampolinspringen, Synchronschwimmen und –springen, Schnellfeuerpistole der Herren – einfach gewaltig.

Das Tolle an Olympia ist, dass hier der Sport in seiner Gesamtheit auftritt. Das macht es für den Zuseher so besonders interessant. Andere Sportveranstaltungen wollen da nicht zurück stehen und versuchen auch, zu diversifizieren. Denken Sie etwa an die Bestrebungen der Fußballer, das Zielspucken salonfähig zu machen. Auch bei der Tour de France haben wir gesehen, dass Radfahren mit turnerischen Elementen angereichert werden kann. Der Flug-Teil der Flugrolle klappt schon recht gut, an der Landung muss noch gearbeitet werden.

Was das mit Quilten zu tun hat? Nun, sehr viel. Die Quilter sollten sich das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ zu Herzen nehmen, und trachten, bei den nächsten Sommerspielen auch dabei zu sein. Immer wieder werden neue Sportarten ins olympische Programm aufgenommen, warum nicht auch Quilten? Bei jeder Quilt-Ausstellung, die auf sich hält, gibt es Sieger und Medaillen. Warum also nicht auch olympische?

Natürlich müsste dafür einiges klarer geregelt werden. So wie es beim Boxen Gewichtsklassen und beim Laufen verschiedene Distanzen gibt, braucht es auch beim Quilten verschiedene Bewerbe. Sie werden sich also überlegen müssen, ob Sie sich auf Wandbehang oder Bettdecke spezialisieren wollen. Für besonders Ausdauernde empfiehlt sich die King-Size-Kategorie, für die Flinken und Wendigen der Topflappen-Bewerb. Natürlich kann man auch nicht Handquilter und Maschinquilter aufeinander loslassen. Da braucht es eine weitere Unterteilung. Aber, so ist das ja im Schwimmen auch. Verschiedene Distanzen mal verschiedene Schwimmstile ergibt eine ganze Menge an Medaillen, die sich gewinnen lassen.

Um Maschinquilten olympiafähig zu machen, sind wohl ein paar Anpassungen notwendig. Anstecken und Elektromotor sind natürlich klare olympische No-Nos. Hier wird es notwendig sein, auf Großmutters Technologie der fußbetriebenen Nähmaschine zurückzugreifen. Darin steckt übrigens eine besondere Chance, Quilten sportlich attraktiv zu gestalten und nach Olympia zu bringen. Hier kann die Industrie einsteigen und wieder einmal zeigen, wie sie aus einem technisch überholten Produkt einen Renner macht: Karbonrahmen, Leichtmetall-Trittbrett, fünfundzwanzig Gänge, alles ist möglich. In wenigen Jahren wird jeder Quilter, der auf sich hält, auf so ein tolles Gerät umsteigen, so wie heutzutage jeder Hobby-Radler seinen Zeitfahr-Lenker braucht. Der Markt ist da, er muss nur entwickelt werden.

Maschinquilten bietet auch noch andere Möglichkeiten. Wer sagt, dass ein und die selbe Person nähen und treten muss? Welche Chance für einen Doppelbewerb. Da kann man neben der sonst üblichen Geschlechtertrennung auch noch ein Mix-Doppel einführen. Wenn wir das Gerät dann auch noch in eine Sandkiste stellen, ist der attraktivste aller möglichen Bewerbe fertig: Mix-Doppel im Beach-Maschinquilten! Auf so etwas fährt das Publikum ab: Stitch, Quilt, Party!

Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, Quilten hat als olympische Disziplin alle Chancen. Dabei habe ich nur einige der möglichen Diziplinen aufgezeigt. Nimmt man neben dem Zusammennähen auch noch das Auftrennen dazu, so eröffnen sich weitere Möglichkeiten. Mannschafts-Verfolgungsquilten etwa: Eine Mannschaft näht, die andere trennt. Oder Topflappentrennen – der Sprintbewerb des Quiltens.

Erkunden Sie also Ihre Fähigkeiten und beginnen Sie mit dem Training. In vier Jahren sind wir bei den nächsten Spielen mit dabei!







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